Hohe Beteiligung am Fachtag 2019 in Pappenheim
Thema: „Psychisch belastete Kinder und Jugendliche“
PAPPENHEIM. – Der Vortragssaal im Bildungszentrum Pappenheim hätte durchaus größer sein können. Mit 125 Teilnehmern meldeten sich in diesem Jahr bemerkenswert viele Interessierte zum achten Fachtag des Präventionswegweiser e.V. an. Das anspruchsvolle Thema: „Psychisch belastete Kinder und Jugendliche“. Die Veranstaltung des Vereins traf offenbar den Nerv der Zeit.
Landrat Gerhard Wägemann war beeindruckt. In seinen Begrüßungsworten freute er sich über die hohe Beteiligung aus unterschiedlichsten Einrichtungen der Kinder- und Jugendpflege im Landkreis. „Es besteht offenbar großer Bedarf an Lösungen im Sinne der Thematik.“ Er wünschte sich, dass die Erfahrungen des Fachtages nicht zuletzt in ein weiter ausbaufähiges Netzwerk der Region Altmühlfranken einfließen mögen.
Die Zuhörer*innen im Vortragssaal kamen vorwiegend aus Schulen und Kindertagesstätten, von Jugendämtern und den Weissenburger Werkstätten. Sie alle erleben täglich Kinder und Jugendliche mit Belastungsstörungen und durften vom Fachtag Ratschläge und Empfehlungen zur Bewältigung schwieriger Lebenslagen erwarten – einen Leitfaden für den pädagogischen Alltag quasi. Dazu lud der gemeinnützige Präventionswegweiser e.V. zwei Experten ein, die sowohl über spezielle therapeutische Erfahrungen als auch über entsprechende biologische Erkenntnisse verfügen. Gespannt sein durfte man deshalb auf die beiden wissenschaftlichen Vorträge sowie auf die praxisorientierten Workshops beider Referenten.
Viele junge Menschen leben in permanentem Streß. Die Ursachen sind vielfältig und drücken sich bei Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichsten Verhaltensweisen aus. „Um helfen zu können, sollte man verstehen, was biologisch im Gehirn von Menschen vorgeht, die nach außen belastet wirken“, so Prof. Dr. Thomas Löw, Chefarzt und Leiter der Abteilung Psychosomatik an der Uni-Klinik Regensburg. Mit ihm konnte für den Fachtag ein Spezialist gewonnen werden, der psychische Belastungsstörungen vor allem von der neurologischen Seite her beleuchtete. Mit bemerkenswerten Studien unterstützte er Thesen und Erklärungen, die zur möglichen Stressbewältigung führen können.
Die zweite Expertin, Dr. Beate Leinberger, Kinder- und Jugendlichentherapeutin, wurde deutlicher: Rund 25 % aller Schulkinder seien psychotherapeutisch behandlungsbedürftig. Aus einer Umfrage unter 11.000 Schülern leitete sie ab, dass sich jedes dritte Kind von der Schule gestresst fühlt. Dies könne bis zu Erkrankungen mit Langzeitfolgen führen. Typische Folgen von Stress-Symptomen seien Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Aggressionen und psychosomatische Beschwerden. Schließlich können Störungen des Stressverarbeitungssystems zu Depressionen, Essstörungen und selbstverletzendem Verhalten führen. Ein weites Feld also, auf dem die pädagogischen Fachkräfte nach Antworten suchen.
Gelegenheit, die „Kunst der Stressregulation“ an Hand praktischer Erfahrungsbeispiele kennenzulernen, bestand vor allem in den Workshops am Nachmittag. Leinberger und Löw stellten Techniken und Entspannungsübungen vor, die bei belasteten Kindern zu guten Erfolgen geführt hätten. Darüberhinaus bestand an Diskussionstischen die Möglichkeit, regionale Institutionen der Jugendarbeit kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. „Im besten Falle“, so resümierte die Moderatorin, Barbara Klamt, können Kinder und Jugendliche die vorgestellten Maßnahmen gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften einüben. Auch Edith Veitengruber-Durst, die Vorsitzende des Vereins Präventionswegweiser e.V., zog nach Gesprächen mit zahlreichen Teilnehmern ein positives Fazit des Fachtages. „Ein alles in allem spannender und praxisorientierter Tag“.